Woran erkennt man eine gute Hundeschule?

Hundeschulen gibt es bereits seit über 50 Jahren. Die Erkenntnisse des Humanmediziners und Zoologen Konrad Lorenz, dem Mitbegründer der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung (heute Biologie des Verhaltens), und der amerikanischen Verhaltensforscher Scott und Fuller in den 40er und 60er Jahren hielten Einzug in die Erziehung und Ausbildung von Hunden. Die Lehre der Verhaltensweisen (Ethologie) befähigt gute Hundetrainer das Verhalten von Hunden fachlich zu interpretieren. Nach dem Beißvorfall in Hamburg im Jahre 2000 waren die Politiker gezwungen schnellstmöglich Verordnungen und Gesetze zu schaffen, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Bezug auf die in Deutschland gehaltenen 5 Millionen Hunde zu gewährleisten. Es wurden im Eilverfahren sehr in Frage zu stellende Verhaltensüberprüfungen und Wesenstests entwickelt. Von den Landesregierungen wurden Prüfer zur Durchführung der Tests gesucht. Z.B. wurden in Niedersachsen innerhalb von 6 Monaten Tierärzte von Verhaltenskundlern ausgebildet, um dort den Wesenstest abzunehmen. Da die Gesamtsituation sehr unübersichtlich und irritierend auch für den Hundehalter war, bemühten sich diese um Sachkunde. Hundeschulen und –vereine verzeichneten einen enormen Kundenanstieg. Daraufhin stieg die Anzahl der privaten kommerziellen Hundeschulen.

Aufgrund des Überangebotes von Hundeschulen und Vereinen erweitert sich kontinuierlich das Angebot. Früher genügte es Welpen-, Junghundkurse und Kurse für erwachsene Hunde anzubieten. Eine hauptgewerbliche Hundeschule kann davon nicht überleben. Sie ist gezwungen das Angebot zu erweitern: z.B. Hundewanderungen, Beschäftigungskurse, Hundesport, Seminare, Erlebniswochen u.a.

Leider ist der Beruf Hundetrainer nicht einheitlich geregelt. Es gibt keinerlei gesetzliche Regelung, wie lange eine Trainerausbildung dauern muss, noch über den Lehrinhalt oder eine einheitliche Prüfung – im Gegensatz dazu wird der Hund sehr wohl nach bestimmten Kriterien (Prüfungsordnung) geprüft.

Eine Grundvoraussetzung ist jedoch, die Liebe und Freude an Hunden jeder Rasse! Hat der Hundetrainer eigene Hunde? Wie geht er mit diesen um und wie gehorchen diese? Beschäftigt sich der Trainer auch in seiner Freizeit mit Hunden (z.B. Hundesport o.ä.)?

Wie aber lässt sich nun die Spreu vom Weizen trennen? Wie unterscheidet man einen seriösen Hundeexperten von einem „selbst erkorenen Hundetrainer“, der nicht selten dauerhafte Schäden in die Beziehung zwischen Hund und Halter bringen kann?

Wichtige Kriterien, mit denen man auch als Laie feststellen kann, ob eine Hundeschule und ihre Trainer zuverlässig und vertrauenswürdig arbeiten, sind folgende:

  • Sie benutzen keine Starkzwangmethoden – Stachelhalsband, Stromimpulsgerät oder ähnliches sind absolut tabu.
  • Sie arbeiten nach modernen, wissenschaftlich belegten Lehrmethoden – nicht nach überholten Dominanztheorien.
  • Sie sind hoch qualifiziert – zum Beispiel als Absolventen des IHK-Zertifikatslehrgangs Hundeerzieher/in und Verhaltensberater/-in, als Hundefachwirte IHK, Tierärzte, Tierverhaltenstherapeuten, Biologen und ähnliches.
  • Sie frischen ihr Wissen ständig auf – der BHV (Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen e.V. © 2017) bietet zweimal im Jahr hoch qualifizierte Fortbildungsveranstaltungen mit Theorie- und Praxisseminaren auf dem neuesten Stand wissenschaftlich belegter Lehrmethoden an.
  • Sie legen vermehrt Wert auf Dressur, Erziehung oder Sozialisation.
    Der Unterschied zwischen Dressur und Erziehung liegt in der Natur der Sache: Erziehung ist alles was Anstand, Regeln und Zusammenleben anbelangt, sofern es nicht direkt mit Sozialisation zu tun hat; z. B.
    • vernünftig an der Leine zu laufen,
    • kleinen Kindern nicht das Essen aus der Hand klauen,
    • nicht pöbeln wenn Frauchen/Herrchen sich für den Spaziergang fertig machen,
    • beim Spaziergang nicht einfach abhauen nur weil irgendetwas furchtbar interessant riecht
    Dressur sind Kommandos und Tricks die Sie Ihren Hunden beibringen z. B.
    • Rolle
    • Verbeugen
    • Sonstige Kunststücke
    Im Endeffekt ist es das gleiche Prinzip wie einem Seehund beizubringen einen Ball auf der Nase zu jonglieren.
    Dann gibt es noch das Zwischending, dass eigentlich in beide Kategorien gehört z. B.
    • Sitz
    • Platz
    • Bleib
  • Sie arbeiten in Kleingruppen mit maximal 8 Mensch-Hund-Teams.
  • Sie trainieren an wechselnden Orten, machen etwa ein Stadtausflug, ein Besuch im Kaffeehaus oder im Einkaufszentrum, denn viele Hundehalter können am Hundeplatz Gelerntes im Alltag oft nicht umsetzen. Dies und die Tatsache, dass Hunde oft schlecht generalisieren, lässt das allseits bekannte Phänomen entstehen: Der Hund folgt in der Hundeschule, aber sonst nicht.
  • Sie stimmt das Training individuell auf Halter und Hund ab.
  • Der Trainer erklärt viel und geht auf jeden Hunde & Halter ein.
  • Probetraining oder wenigstens zuschauen ist unverbindlich möglich.

Beim ersten Besuch in der Hundeschule sollte sich der Trainer Zeit für eine Einzelstunde nehmen. Zum einen, um sich gegenseitig kennen zu lernen, zum anderen, um individuell auf Hund und Herrchen eingehen zu können. Nur so kann der Trainer die Bedürfnisse der beiden richtig einschätzen und sie entsprechend einstufen. Ein seriöser Trainer sollte darüber hinaus über eine fundierte Ausbildung und/oder genügend Praxiserfahrung verfügen, die er seinen Kunden gerne und unaufgefordert vorweist. Beobachten Sie den Trainer genau, wie er mit Ihrem Hund umgeht. Weicht der Hund vom Trainer zurück, vertrauen Sie Ihrem Hund. In dem Fall sehen Sie sich unbedingt noch weitere Hundeschulen an! Ist Ihr Hund generell bei anderen Menschen sehr vorsichtig und zurückhaltend, geben Sie dem Trainer und Ihrem Hund aber auch Zeit sich kennen zu lernen und beobachten Sie die Entwicklung zwischen den beiden.

Bei Hundeschulen, die vermehrt Wert auf Sozialisation legen sollten Sie gemischte Spielgruppen (jung, alt – groß, klein) vorfinden. Es sollte dort über verschiedene Verhaltensweisen und Sprache der Hunde aufgeklärt werden.

Eine seriöse professionelle Hundeschule führt zunächst ein Gespräch, um den Halter und seinen Hund kennen zu lernen. Hierbei werden die Fragen des Hundehalters beantwortet, aber auch nach den Wünschen gefragt. Das Trainingsziel und der Ablauf eines Kurses und natürlich die zu erwartenden Kosten werden besprochen. Nach dem Besuch einer Schnupperstunde kann der Hundehalter entscheiden, ob er an dieser Hundeschule einen Kurs besucht oder nicht. Ein/e professioneller Trainer/in kann eine Qualifikation nachweisen. Dabei ist ein einfacher Trainerschein kein sicherer Nachweis. Qualifikation bedeutet, dass der/die Trainer/in ein Studium, Kurse, Seminare, Schulungen etc. nachweist, in dem er/sie die Ethologie des Hundes, Anatomie, Physiologie, Neurophysiologie, Genetik, etc. erlernt hat. In einer guten Hundeschule werden immer Praxis und Theorie angeboten.
Eine professionelle Hundeschule ist über eine Betriebshaftpflichtversicherung gegen Schäden abgesichert.

Ganz wichtig:
Die Grundvoraussetzung für ein dauerhaft prägendes Lernen ist, dass Sie und Ihr Hund Spaß dabei haben, die gelernten Übungen verstehen und im Alltag umsetzen können! Darf Ihr Hund sein Sozialverhalten im freien Umgang/Spiel mit anderen Hunden schulen? (Der Hund ist ein Rudeltier und möchte sein Sozialverhalten mit anderen Hunden ausleben. Auch „verdorbene“ Hunde können und sollten das wieder neu erlernen dürfen.).

Wer sich in einer Hundeschule nicht wohl fühlt oder unsicher ist, sollte sich nach einer anderen Hundeschule umsehen. Eine schlechte Hundeschule kann in der Hund-Mensch-Beziehung nachhaltigen Schaden anrichten.